Montag, den 17. August
(MI): Endlich geht es Richtung Eickhof. Der Verleiher Vorort gab uns wichtige Ratschläge. Der war nicht nur nett sondern auch mehr als kompetent. Ein richtig cooler und netter Mensch.
„Sit on top“
Ein Paddler, der sich gerade an seinem Plastik-Kajak an der Einsatzstelle zu schaffen machte, hat mir sogar, für eine Proberunde, sein „Wilderness“ – seat on top – Kajak geliehen. So ein rotes, langes, Plaste – Moped. Ich sag‘ es mal so: Wenn man erst mal die Ängste vorm umkippen besiegt hat, sich an das ansässige Fuß gesteuerte Ruder gewöhnt hat, dann geht dieser Hobel echt ab. Drei Schläge und man fliegt förmlich übers Wasser. Nicht mal ansatzweise ein Vergleich zu der Plastegitter-Wanne von Kanu, die wir auf der Ruhr gefahren sind. Ein Hammer-Boot. Schwer zu lenken, aber geil!
Nun begann der Aufbau des RZ 85 erneut. Hoffentlich das letzte Mal bis Rostock. Beladen und ab durch die Mitte. Am Anfang hatten wir echt Probleme. Unsere Ruder sind solang das wir ständig, diese, aneinander schlugen.
(MI): Eine echt schöne Strecke. Bäume im Wasser, untiefen und ein mächtiger Kraft Aufwand. Kippchen auf‘n Zahn und durch, war die Devise.
„Entdigitalisierung“
Dieses Wort ist Programm. Nix, weder Netzanschluss noch Internet. Wie geil!
Notiz: Im folgenden Link findet Ihr ein sehr interessanten Artikel zu dem Thema. Gerade wer im hektischen Alltag sein Paket zu tragen hat, wird sich hier wiederfinden. Ich kann nur sagen, dass mir das persönlich sehr gut getan hat. Digital Detox – netzpiloten.de
(MA): Natur – naturbelassen – Kontemplativität und Herausforderung: Zur Strecke sei gesagt, dass diese mit einem Faltboot eine echte Herausforderung ist. Nur schieben ist schöner. Es gab Passagen wo ich dachte eine Machete oder Pflug sei besser als ein Ruder. Dieses Teilstück ist der Hammer, echt empfehlenswert. Nichts für Snobs oder Leute die Wasser scheu sind …:
(MA): Manchmal ist das Leben voller Hindernisse – auch wenn sie schön sind – grad‘ noch so durch … Da kann schon mal ein kleiner spitzer Ast unter der Wasseroberfläche nach oben spießen … Vorsicht Faltboothaut … !!
(MI): Paddeln, schön! Aber `ne ordentliche „Stihl“ hätte hier wohl sehr geholfen. Als Neuling war das der erste Moment, wo der Puls hoch ging. Gerade gelernt, wie geradeaus fahren geht und jetzt gleich nen 3D-Slalom.
(MA): … sehr kurvenreich – hinter einem Mäander ist vor einem Mäander – man weiß nicht, was hinter der nächsten Kurve lauert …
(MI): „Kurvenreich“, klar der muss ja auch nicht ständig um Baumstämme, Mäander, oder irgendwelche Steine rum lenken. Da ich hinten sitze, oder besser gesagt „aus Gründen der Hydrodynamik“ der Steuermann bin, muss ich wohl damit leben. Wer schon mal mit dem Auto in Paris oder Mailand war … das hier noch besser. Denn hier ist ein kleiner Parkrempler nicht nur ein Blechschaden, man wird auch ganz schnell nass.
Notiz: Auch wenn man es im ersten Moment nicht vermuten mag. Aber die Warnow ist zum Teil sehr nah an dem Urwald den wir in Deutschland hatten. Das betrifft auch die Tierwelt. Wir reden hier nicht von Nachbars Dackel, sondern von Wildtieren. Und wir sind die Besucher! Haltet also immer einen gewissen Abstand. Das ist nicht nur zum Wohl der Tiere sondern kann euch auch manch peinliche Situation ersparen. Ein erboster Schwan-Papa kann echt rabiat sein. Beim Pilgern wollt Ihr die Ruhe geniessen, also lasst diese Ruhe auch den Tieren.
(MA): Rast bei Groß Görnow im Durchbruchstal zur Mildenitz – Bei Niedrigwasser das Schild unbedingt beachten!! Befahrbarkeit bis Pegel 30 cm – und wir hatten Nierdrigwasser !!! Wir ahnten noch nicht was da auf uns an Stromschnellen und Steinen zukommt … Wildwasserstufe, WW II ist angesagt! Unser Gefühl im Magen sagte uns – jetzt wird’s lustig – mit einem Gesamtgewicht von ca. 280 kg – und 5,5 m Länge …!! Nur – es war eine Pause der Ahnungslosen …
(MI): Endlich! Als Extrem-Sportler mache ich diese Pause nur, weil Matthias echt am Ende war. Ich bin nur froh, dass es von meinem ersten „Ausstieg“ aus dem Boot keine Bilder gibt. Eine Schildkröte auf dem Rücken kommt besser zurecht. Einfach peinlich. Aber die erste Brotzeit ist eine Wohltat. Mitten im Nirgendwo sitzen und was Essen. Ein sehr tolles Gefühl.
Notiz: Wie der Begriff Warntafel schon vermuten lässt – es wird jetzt sportlich! Man muss dazu sagen, daß es sehr wichtig ist, dass man diese Schilder beachtet! Solange das Ganze „Grün“ ist, kann man ruhig fahren. Sollte aber das Schild auf „Rot“ gestellt sein, heisst es „Bei Rot trägste“. Denn die Bedeutung dahinter sagt das der Pegel gleich/unter 30 cm liegt. Mehr Informationen erhaltet Ihr auf der Seite warnow-pegel.de.
(MI): „Treideln“ Das ist ein Begriff den ich bis dato nicht kannte. Was ist das? Ganz einfach. Da muss man aussteigen und das Boot am Seil oder per Hand schieben. Entweder weil irgendwas im Wasser liegt oder der Fluss nicht genug Wasser hat. Schon geil 25grad im Schatten und 16grad Wasser. Erfrischend, sag ich nur.
(MA): Wem sagst Du das ….
Notiz: Das Treideln ist ein ganz altes Mittel um Schiffe, Boote, Flöse oder Lastenkähne von Land aus zu bewegen. Wir haben euch mal einige Links zusammen gestellt die das Thema etwas besser erklären.
(MA): … der Stein unter mir war etwas glitschig … der trockene Ärmel war nur deshalb trocken, weil er während des Fallens, Michas 800,- € teures Smartphone, reflexartig hochgehalten hat … Bei einer Flasche Bier hätt‘ ich das natürlich auch gemacht … gut trainierte Reflexe halt …
(MI): Nach meinem Lach-Flash hab ich noch mal mein Mantra wiederholt „ist wasserdicht“ und erst mal ne „Fluppe auffen Zahn“. Schock verdauen. Ich muss aber sagen das „dem Matthias seine“ einlage echt cool aussah. Erinnerte mich etwas an Yoda im Kampf mit dem Bösen Sith Lord.
(MA): Micha hatte natürlich zum „Wasserwandern“ die richtigen Schuhe eingepackt …
(MI): Richtig! 🙂
(MA): Und dann: … gaaaaanz vorsichtig weiter … nun war Eickhof nicht mehr weit …
(MI): Nach diesen quälend anstrengend langen Stunden kamen wir dann endlich in Eickhof an…
(MI): Die Aussetzstelle ist am linken Ufer gut zu erkennen (auch ausgeschildert). Sie ist wie eine Wanne gebaut. Also aussteigen, selbst für Snobs wie mich, kein Thema. Nach der Passage mal etwas anderes. Aussteigen ohne nasse (verzeiht die Wortwahl) Eier zu bekommen. Also wieder Boot entladen und auf die Rollen stellen. Dann wieder alles rein.
(MA): Über diese Brücke müssen sie kommen – und zwar von links – dann, linker Hand geht’s gleich ins Naturdorf (Jugendcamp). Blick von obiger Brücke aus – aus der Richtung, woher wir kamen – da sind wir bei dem extremen Niedrigwasser natürlich nicht runter – schon gar nicht mit dem Faltboot – vor der Stromschnelle befindet sich rechter Hand die Aussetzstelle.
(MI): Ein kleines verschlafenes Jugendherberge im Stil von Kasernen oder Pferdeställen. Einen Ansprechpartner finden! Das war der erste Gedanke. Wir sind zuerst mal zu Anmeldung gelatscht. Entspannend über diese Brücke, den kleinen Hügel, zu den massiven stilisierten Pferdeställen. Das Boot haben wir erst mal an der Aussatzstelle gelassen, weil wir noch nicht genau wussten, wohin damit …
Die Anmeldung – eine attraktive, junge Dame – war sehr schnell und freundlich. Zwei Personen, 48€ in bar, keine Namen, keine Rechnung. So muss das sein. Dann wurde uns die Zimmer gezeigt. 4qm max. Klein und nett. Mit Türen wie im Pferdestall. Je Raum zwei Betten und zwei Ablagen . Die Zelle, würde ich sagen. Schnell noch das zweite, bereitstehende, Bettzeug entfernt und fertig ist das Einzelzimmer. Wir wurden sogar nach dem Schnarch-Faktor gefragt. Echt nett. Eine Kabine zwischen Matthias und mir blieb frei. Frieden gerettet. Strom ans Handy, Folge „Enterprise“ an und schlafen. Ganz ehrlich. Topp!
(MA): Die sanitären Anlagen mit Duschen und WC ebenso.
Nächste Woche gibts mehr…!